Montag, 4. Februar 2013

Postmoderner Labelwahnsinn oder: Warum redet eigentlich jedes Unternehmen von "öko" und "fair"?


Schaut man sich im Moment in den Läden um, stellt man fest, dass immer mehr Hersteller Labels auf ihren Produkten haben, die auf umweltverträglich oder fair produzierte Produkte hinweisen. H&M bspw. führt eine "Conscious Collection", C&A wirbt mit Kleidung aus "Bio Cotton" ganz zu schweigen von zig Lebensmittelherstellern, die auf ihre Produkte ein eigenes Biosiegel drucken. Sieht erstmal gut aus und die Kunden scheinen darauf anzuspringen. Denn: in unserer globalisierten Welt ist mittlerweile auch zu der breiteren Masse durchgedrungen, dass es nicht selbstverständlich ist, wenn sich ein Arbeiter in Indien mit seinem Gehalt die Miete UND genug Essen leisten kann oder zumindest nicht wegen dem ungeschützten Umgang mit ätzenden Chemikalien erkrankt.

Die große Frage ist aber: Was verbirgt sich hinter den verschiedenen Siegeln, was GENAU versprechen sie und was nicht?

Ich würde den Anfang hier gerne einmal beim Thema Kleidung machen. Ich gebe zu, ich liebe es eigentlich, neue Sachen zu kaufen und zu haben ;) Was es mir allerdings zunehmend schwierig macht, "einfach so" shoppen zu gehen, ist die Realtität von Arbeitsbedingungen auf der ganzen Welt, wie sie erst vor Kurzem in den Berichten über den Großbrand in einer Textilfabrik in Bangladesch deutlich wurden (hier z.B. ein Bericht des Spiegel). Um mehr über die Produktionsbedingungen unserer Kleidung zu erfahren, lohnt es sich, zunächst einmal auf den Websites der verschiedenen Klamottenläden zu surfen, bei denen wir gerne einkaufen.

Mittlerweile findet sich bei vielen Herstellern eine Rubrik mit dem Titel "Verantwortung", "Nachhaltigkeit", "Unternehmensethik" o.ä. Was man dort liest, hört sich oft ganz gut an. Es geht um soziale Verantwortung, die das Unternehmen übernehmen will, um gute Beziehungen zu den in- und ausländischen Produktionspartnern und manche stellen ihren "Code of Conduct" vor, eine Art Verhaltenskodex, nachdem sich das eigene Unternehmen und auch die Zulieferer richten sollen. Inhalte sind häufig die Arbeitsbedingungen, evtl. Entlohnung und Qualitätsmerkmale. Vorbildliche Unternehmen schreiben außerdem, dass sie regelmäßige "Audits" durchführen, d.h. Überprüfungen, ob sich alle Beteiligten auch an die Vorgaben halten. Die Versprechen hinter den Labels hängen direkt mit den Herstellungsbedingungen des Produktes zusammen, denn: nur wenn ein Unternehmen wirklich hält, was es verspricht, kann ein Label ernst genommen werden, ist vertrauenswürdig.

Erst bei tiefergehender Beschäftigung mit der Materie weiß man, welche Fragen man noch stellen kann, auch wenn das Unternehmen scheinbar transparent und fair arbeitet:


- Müssen oder sollen die Unternehmen innerhalb der Produktionskette die Richtlinien einhalten?
- Wer führt die Audits im eigenen Unternehmen, aber vor allem bei den Zulieferern und sonstigen Akteuren in der Produktionskette durch?

- Gibt es öffentlich zugängliche Berichte über die Ergebnisse der Audits?

- Was wird getan, wenn sich bspw. ein Zulieferer nicht an die Richtlinien hält?

Das sind nur einge der kritischen Fragen, die man stellen kann. Und es gibt Kriterien, anhand derer man zumindest ungefähr abschätzen kann, ob ein Unternehmen hält, was es verspricht. Dazu mehr im nächsten Post!


Surft bis dahin doch mal auf den Websites eurer Lieblingsläden und macht euch ein eigenes erstes Bild!


Habt einen schönen Tag!
Julia





2 Kommentare:

  1. Dazu kann man auch noch das Interview mit SIna Trinkwalder in Wrint hören. Sie berichtet darin über nachhaltiges Wirtschaften in der deutschen Textilbranche.

    http://www.wrint.de/2012/10/12/wr115-holger-ruft-an-bei-sina-manomama-trinkwalder/

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    1. Danke für deinen Kommentar, Jens! Ich höre mir das Interview zuhause an - noch sitze ich im Büro und mach eine kleine Pause :)

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