Samstag, 23. Februar 2013

Mode fair, öko und sozial: armedangels.


Heute ist echt ein trister Samstag. Hier in der Gegend schneits ein bißchen bei wolkenverhangenem Himmel und kaltem Wind. Bei dem Wetter muss man sichs schön machen. Daher sitze ich mit riesiger Tasse Chai Latte und Laptop im Café und denke an den Frühling mit seinen bunten Farben, der Sonne, der Wärme...*hach* Passend dazu möchte ich euch heute ein Unternehmen vorstellen, das seine Frühjahrskollektion schon seit einigen Wochen online hat und mich immer wieder dazu verführt, „nur mal ein bißchen zu gucken“ … :)

Das deutsche Modelabel armedangels besteht seit 2007. Mit 6 verschiedenen T-Shirts im Sortiment wollten sie beginnen, die (Mode-) Welt zu verändern. Mittlerweile führt armedangels ein ganzes Kleidungssortiment für Frauen und Männer und verkauft über seinen Online-Shop, 250 individuelle Boutiquen und größere Warenhäuser wie z.B. Peek & Cloppenburg.

Was macht armedangels anders als andere Modelabel? Zum Einen werden die meisten Produkte aus fairtrade-zertifizierter Baumwolle hergestellt. Dies trägt u.a. dazu bei, dass die Baumwollbauern einen fairen Preis für ihre Baumwolle bekommen (mehr Infos findet ihr hier oder auf der Website von Fairtrade Deutschland). Zum Anderen ist die verwendete Baumwollte durch GOTS (Global Organic Textile Standard) zertifiziert, d.h. es werden nicht nur soziale, sondern auch hohe ökologische Standards bei der Baumwollherstellung eingehalten (mehr Infos dazu hier oder direkt auf der GOTS-Website). Die Kleidung besteht aus 100 % Bio-Baumwolle - und sieht einfach gut aus!



Alle Bilder in diesem Post wurden zur Verfügung gestellt mit freundlicher Genehmigung
von armedangels. social fashion company GmbH



Der armedangels Online Shop ist übersichtlich und transparent gestaltet. Klickt ihr ein Produkt an, findet ihr die Hinweise auf die jeweilige Zertifizierung und das Herstellungsland. Außerdem gibt es ein eigenes „armedangels-Gütesiegelsystem“ (sog. Trusties), das die Kategorien eco, fair, recycled, social, vegan und local umfasst. Bei jedem Produkt findet ihr die jeweils zutreffenden Gütesiegel mit einer kurzen Erklärung, was die einzelnen Siegel bedeuten.

Armedangels verkauft in seinem Online Shop mittlerweile auch Produkte anderer Hersteller, die die Firmenphilosophie teilen (z.B. Jeans von Kuyichi). Auch bei diesen Produkten findet ihr Hinweise auf Zertifizierung, Herstellungsland und ggf. die verschiedenen Gütesiegel.

Und weils so schön ist, werde ich jetzt ein bißchen Frühlingsklamotten gucken - auch zur eigenen Fairschönerung... ;)

Habt ein schönes Wochenende!

Julia


Achtung Nachtrag (25.2.2013): Ich hatte geschrieben, dass alle Produkte fairtrade-zertifiziert sind. Das ist aber nicht der Fall. Die meisten haben das fairtrade-Siegel, aber nicht alle. Habe ich nun auch im Text berichtigt.

Mittwoch, 13. Februar 2013

Nachhaltigkeit am Valentinstag

Mein Mann hat heute eine tolle Kleinigkeit gefunden, an der ich euch teilhaben lassen will. Das (kleine) Projekt "Zeit statt Zeug" regt passend zum Valentinstag dazu an, doch einmal weniger konsumorientiert zu schenken, sondern vielmehr etwas, wovon heute fast alle zu wenig haben: Zeit. Klingt vielleicht erstmal etwas abgedroschen, die Ideen, die auf der Website vorgestellt werden, sind es aber ganz und gar nicht. Beim Zeitschenken tut man außerdem auch noch etwas für die (Um-) Welt, indem man weniger Güter/Rohstoffe/... verbraucht. Selbst ein Strauß Blumen verbraucht schon eine Menge Energie bis er letztlich bei der Angebeteten in der Vase landet und wird am Ende doch weg geworfen. Wie wärs stattdessen mit einer Partie Blumen säen (z.B. im Blumenkasten auf dem Balkon) und dann immer wieder gemeinsam beim Wachsen zuschauen!? Also, fairschönert die Welt :)

Noel_07/Quelle: photocase

PS: Nicht nur an Valentinstag kann man schenken - das geht das ganze Jahr über und stößt unerwartet vielleicht auf noch mehr Freude!

Sonntag, 10. Februar 2013

Postmoderner Labelwahnsinn II oder: Wie um alles in der Welt finde ich mich da zurecht?!

So, heute will ich einmal versuchen, ein bißchen Licht in diese Geschichte mit den Labels zu bringen. Das Produktsiegel (so der deutsche Begriff), das mir im Zusammenhang mit den dahinterliegenden Produktionsbedingungen am längsten bekannt ist, ist das fairtrade-Siegel (ein anderes bekanntes ist z.B. der Blaue Engel). Bei Produkten mit dem fairtrade-Siegel dachte ich lange Zeit, alle Inhaltsstoffe wären fair gehandelt und zwar von der Ernte der Rohstoffe über den Transport bis das Produkt dann fertig in unseren Läden steht. Unter „fair gehandelt“ habe ich mir vorgestellt, dass die beteiligten Arbeiter angemessene Löhne erhalten, Arbeitsrechte eingehalten werden und Kinderarbeit natürlich ausgeschlossen ist. Noch bevor ich anfing, mich bewusst mit diesen Dingen auseinander zu setzen, wurde mein Bild das erste Mal in Frage gestellt, als ich auf einer Eispackung mit dem fairtrade-Siegel las, dass mindestens 50 oder 60 % der Zutaten fair gehandelt seien. Nur 50 oder 60 % und trotzdem hat das Produkt das fairtrade-Siegel?!

Ich glaube, so geht es vielen von uns. Wir kennen ein Label und verbinden damit irgendeinen Inhalt, wissen aber nicht wirklich, was sich dahinter verbirgt und auch nicht, nach welchen Kriterien es vergeben wird. Um meine Frage vom vorigen Post (Was genau verbirgt sich hinter den verschiedenen Siegeln, was genau versprechen sie und was nicht?) beantworten zu können, gibt es meiner Meinung nach erstmal nur eine Möglichkeit:

Nachlesen.

Ein Label kann in einem Bild oder einem kurzen Slogan gar nicht darstellen, für welche Dinge es steht. Manchmal stehen auf einem Produkt ein paar Grundzüge über ein Label, aber sicherlich kann die Bedeutung bspw. auf einer Packung fairtrade-Orangensaft nicht in aller Ausführlichkeit erklärt werden. Klarheit schafft dann das Nachlesen auf der entsprechenden Homepage oder in Flyern, die manchmal ausliegen.

Gut. Wir haben also ein Produktsiegel entdeckt und uns auf dessen Website informiert, was es genau verspricht und was nicht. Nun bin ich mittlerweile ein sehr skeptischer Mensch geworden, wenn es um Versprechen von Herstellern geht, die ja in der Regel auch möglichst viel Geld verdienen wollen. Wie kann ich also sicher sein, dass ein bestimmtes Label nicht hauptsächlich eine gute Marketingstrategie ist, sondern auch wirklich hält, was es verspricht?

Die Christliche Initiative Romero, die sich ausführlich mit dem Thema des ethischen Konsums auseinandersetzt und auch viele gute Materialien dazu bietet, nennt 3 Kriterien, die die Glaubwürdigkeit und die Qualität eines Produktsiegels ausmachen:

  • „unabhängige Vergabe und Kontrolle“ des Siegels,
  • die „Frequenz und Qualität der Kontrolle“
  • und „soziale und ökologische Standards, nach denen zertifiziert wird“.

    (Zitate aus: WEARFAIR. Ein Wegweiser durch den Label-Dschungel bei Textilien. Christliche Initiative Romero, 2012, S. 6).

Wichtig ist, dass eine Vergabe- und Kontrollstelle unabhängig vom produzierenden Unternehmen ist. Nur so kann gewährleistet werden, dass die genannten Herstellungskriterien tatsächlich eingehalten werden und nicht z.B. zugunsten von niedrigeren Produktionskosten (und damit höherem Gewinn) umgangen werden. Kontrollen müssen außerdem regelmäßig und effektiv erfolgen. Verspräche ein Siegel u.a. die Einhaltung von grundlegenden Arbeitsrechten (z.B. Limitierung der Tagesarbeitszeit, Zahlung eines existenzsichernden Lohns, Recht auf Versammlungsfreiheit, ...) würde es kaum genügen, alle zwei Jahre einfach eine angekündigte Kontrolle in einer Produktionsstätte, meinetwegen in Bangladesch, durchzuführen. Für diese angekündigte Kontrolle könnten Bedingungen verschleiert und z.B. das Personal eingeschüchtert werden, damit ein positives Bild entsteht. Und natürlich spielen die sozialen und ökologischen Standards eine große Rolle, die ein Siegel verspricht. Die Kriterien sollten nachvollziehbar und transparent dargestellt werden. So beinhalten manche Umweltlabels wenige soziale Kriterien (z.B. der Blaue Engel) und umgekehrt (siehe das Label der Fair WearFoundation), was als Information klar und deutlich für den Verbraucher dargestellt sein sollte. Mit der Nennung der Fair Wear Foundation wären wir dann schon bei den Textilvereinigungen angelangt...aber das ist eine andere Geschichte :)

Mit diesem grundlegenden Wissen sind wir schon ganz gut ausgestattet, um uns besser im Wirrwarr der verschiedenen Labels und Siegel zurechtzufinden.
Was uns leider keiner abnimmt, ist der Aufwand, der damit verbunden ist und auch manche Frustration, weil Informationen oft nicht so leicht zugänglich sind, wie man das bräuchte. Glücklicherweise gibt es gute Materialien von Organisationen, die sich hier auskennen, wie das oben erwähnte und zitierte Booklet „WEARFAIR“ der Romero Initiative, das ich an dieser Stelle wärmstens weiter empfehlen möchte. Hat mir mein Leben definitiv fairschönert :)
Ich möchte euch außerdem ermuntern, einfach mal bei Firmen nachzufragen, wenn ihr auf unklare Informationen trefft. Die meisten antworten zügig und sehr freundlich.


So, viel Spaß beim Erkunden und Durchschauen des Label-Wahnsinns wünscht euch

Julia


PS: Ich freue mich über Kommentare zu euren Erfahrungen mit den Labels, Siegeln und was sonst damit verbunden ist!








Montag, 4. Februar 2013

Postmoderner Labelwahnsinn oder: Warum redet eigentlich jedes Unternehmen von "öko" und "fair"?


Schaut man sich im Moment in den Läden um, stellt man fest, dass immer mehr Hersteller Labels auf ihren Produkten haben, die auf umweltverträglich oder fair produzierte Produkte hinweisen. H&M bspw. führt eine "Conscious Collection", C&A wirbt mit Kleidung aus "Bio Cotton" ganz zu schweigen von zig Lebensmittelherstellern, die auf ihre Produkte ein eigenes Biosiegel drucken. Sieht erstmal gut aus und die Kunden scheinen darauf anzuspringen. Denn: in unserer globalisierten Welt ist mittlerweile auch zu der breiteren Masse durchgedrungen, dass es nicht selbstverständlich ist, wenn sich ein Arbeiter in Indien mit seinem Gehalt die Miete UND genug Essen leisten kann oder zumindest nicht wegen dem ungeschützten Umgang mit ätzenden Chemikalien erkrankt.

Die große Frage ist aber: Was verbirgt sich hinter den verschiedenen Siegeln, was GENAU versprechen sie und was nicht?

Ich würde den Anfang hier gerne einmal beim Thema Kleidung machen. Ich gebe zu, ich liebe es eigentlich, neue Sachen zu kaufen und zu haben ;) Was es mir allerdings zunehmend schwierig macht, "einfach so" shoppen zu gehen, ist die Realtität von Arbeitsbedingungen auf der ganzen Welt, wie sie erst vor Kurzem in den Berichten über den Großbrand in einer Textilfabrik in Bangladesch deutlich wurden (hier z.B. ein Bericht des Spiegel). Um mehr über die Produktionsbedingungen unserer Kleidung zu erfahren, lohnt es sich, zunächst einmal auf den Websites der verschiedenen Klamottenläden zu surfen, bei denen wir gerne einkaufen.

Mittlerweile findet sich bei vielen Herstellern eine Rubrik mit dem Titel "Verantwortung", "Nachhaltigkeit", "Unternehmensethik" o.ä. Was man dort liest, hört sich oft ganz gut an. Es geht um soziale Verantwortung, die das Unternehmen übernehmen will, um gute Beziehungen zu den in- und ausländischen Produktionspartnern und manche stellen ihren "Code of Conduct" vor, eine Art Verhaltenskodex, nachdem sich das eigene Unternehmen und auch die Zulieferer richten sollen. Inhalte sind häufig die Arbeitsbedingungen, evtl. Entlohnung und Qualitätsmerkmale. Vorbildliche Unternehmen schreiben außerdem, dass sie regelmäßige "Audits" durchführen, d.h. Überprüfungen, ob sich alle Beteiligten auch an die Vorgaben halten. Die Versprechen hinter den Labels hängen direkt mit den Herstellungsbedingungen des Produktes zusammen, denn: nur wenn ein Unternehmen wirklich hält, was es verspricht, kann ein Label ernst genommen werden, ist vertrauenswürdig.

Erst bei tiefergehender Beschäftigung mit der Materie weiß man, welche Fragen man noch stellen kann, auch wenn das Unternehmen scheinbar transparent und fair arbeitet:


- Müssen oder sollen die Unternehmen innerhalb der Produktionskette die Richtlinien einhalten?
- Wer führt die Audits im eigenen Unternehmen, aber vor allem bei den Zulieferern und sonstigen Akteuren in der Produktionskette durch?

- Gibt es öffentlich zugängliche Berichte über die Ergebnisse der Audits?

- Was wird getan, wenn sich bspw. ein Zulieferer nicht an die Richtlinien hält?

Das sind nur einge der kritischen Fragen, die man stellen kann. Und es gibt Kriterien, anhand derer man zumindest ungefähr abschätzen kann, ob ein Unternehmen hält, was es verspricht. Dazu mehr im nächsten Post!


Surft bis dahin doch mal auf den Websites eurer Lieblingsläden und macht euch ein eigenes erstes Bild!


Habt einen schönen Tag!
Julia





Sonntag, 3. Februar 2013

Hallo liebe Welt da draußen!


Mit diesem ersten Post starte ich ein kleines, persönliches Projekt. Schon seit einiger Zeit beschäftige ich mich mit Dingen, die unsere Welt oder zumindest das Miteinander ein bißchen besser machen können. Die Palette reicht vom respektvollen, freundlichen Umgang mit anderen über den Einkauf beim Metzger um die Ecke (statt im Supermarkt) bis hin zum Versuch, meine Klamotten möglichst so zu kaufen, dass ich die tägliche Ausbeutung von Arbeitern in Ländern wie Bangladesch oder Indien nicht unterstütze.

Einmal angefangen, stoße ich immer wieder auf zwei Schwierigkeiten: 1. Wie durchschaue ich in unserer komplexen Welt nur annähernd, was zu einer tatsächlichen Verbesserung von Umständen, des Miteinanders, ... beiträgt? und 2. Was kann ich tatsächlich tun, um positiv Einfluss zu nehmen auf mein Umfeld und das "große Ganze"?

Nun, ich lade alle ein, die Lust haben, sich mit mir auf die Reise zu machen. Bloggen möchte ich meine schon gemachten Entdeckungen z.B. zum regionalen Einkauf, meine Erfahrungen während ich der ein oder anderen Sache auf den Grund gehe (z.B. den Produktionsbedingungen von H & M und Co.) und eben alles andere, was unser Leben ein bißchen verschönern kann :) 

Ich freue mich über Kommentare, Rückmeldungen, konstruktive Kritik... und vielleicht lässt sich ja der ein oder andere anregen, sich ebenfalls auf die Suche zu machen nach den Dingen, die sein Leben und das von anderen positiv verändert.


In diesem Sinne herzlich Willkommen bei meinem Projekt zur


unserer kleinen und großen Welt!


Julia