Hallo
Welt!
Hier bin ich! Ich bin wieder bereit!
3 Jahre sind eine lange Zeit.
Entschuldigt bitte meine lange Pause!
Ich brauchte etwas Zeit. Zum
Ordnen. Zum Desillusionieren. Und zum Finden.
Schon seit ich denken kann, gibt es eine Instanz in mir, die sich regelmäßig zu Wort meldet. Nicht immer laut und schrill, nicht immer vehement. Aber sie ist da. Schon zu Kindergartenzeiten kann ich mich genau an sie erinnern: Ein Junge wurde von einer Erzieherin beim Üben eines Tanzes vor allen anderen Kindern angeschrien, weil er zweimal hintereinander einen Schritt falsch gemacht hatte. Ich mochte ihn gar nicht besonders, aber in mir regte sich augenblicklich Mitgefühl - und eine Stimme, die sagte „Das ist unfair!“ Ich wollte gern etwas tun, aber damals war ich noch zu klein. Ich erzählte es zumindest meiner Mutter.
Das Gefühl, einem Unrecht zu begegnen
und etwas verändern zu wollen, das blieb. Und wurde immer wieder zur
Tat.
Das Spenden für Menschen, die weniger
haben als wir, die Beschäftigung mit dem Thema Fairtrade, das
Überdenken und dann Einschränken des eigenen Konsums waren nur
nächste logische Schritte als mir mit dem Erwachsen(er)werden das
Elend und die Ungerechtigkeit dieser Welt immer deutlicher wurden.
Aber irgendwann kam die große
Ernüchterung. Das Gefühl, dass es doch nur ein Tropfen auf den
heißen Stein ist. Ich befreie nicht augenblicklich Menschen aus
Sklaverei nur durch den Kauf einer Packung Kaffee aus fairem Handel.
Die Menschheit konsumiert nach wie vor zuviel, egal ob ich
mich einschränke oder nicht. Meine Spende an Ärzte ohne Grenzen
verhindert nicht, dass Menschen weltweit an Krankheiten sterben, die
in Europa einfach und gut behandelt werden können. Und auch meine
Arbeit als Sozialpädagogin trägt nur dort Früchte, wo sich
Menschen Entwicklung und Veränderung wünschen und Schritte gehen.
Wie frustrierend, das Potenzial von Menschen zu erahnen und mit
anzusehen, wie es aus vielerlei Gründen verschüttet bleibt.
Aber was tut man nun damit? Ich persönlich habe
eine „Pause“ gemacht - vom Leid der Welt, von den täglichen
Nachrichten, vom eigenen Anspruch. Die Augen ein bisschen
verschlossen. Die Dinge getan, die mir wichtig waren, ohne ständig
auf Fortschritt und Entwicklung aus zu sein.
Das hat gut getan. Aber ich habe auch
gemerkt: Ich kann nicht mehr so leben als wäre mit der Welt alles in
bester Ordnung. Denn das ist es nicht. Aber ich will bei allem
Engagement auf mich achten. Ich bin mein eigenes Instrument. Wenn ich mich selbst überfordere, zuviel verlange oder mich
paralysieren lasse vom „Leid der Welt“ bin ich irgendwann müde.
Zu müde, um etwas zu bewirken. Und das will ich nicht.
Und wie geht es dir, liebe
Mitstreiterin/lieber Mitstreiter da draußen? Wie gehst du damit um,
dass du nicht die ganze Welt verändern kannst? In welcher Phase
steckst du gerade? Enthusiasmus? Ent-Täuschung? Frust? Neuanfang?
Lass gern von dir hören! Ich würde
mich sehr freuen, wenn wir voneinander lernen könnten! Um dann
gemeinsam mutig vorwärts zu gehen. Wenn du soweit bist.
Ich werde mich ihm auf jeden Fall
wieder stellen, dem Leben.
Ich
umarme euch!
Julia
Julia